Rennbericht 2004


8. Mountain-Bike Duathlon Aeschi

Familiär – und doch der Grösste

Die Zelte hoben fast ab, in den Veloketten knisterte der nasse Schmutz schon bedrohlich, bibbernde Zuschauer – aber zufriedene Gesichter. Das war der MTB-Duathlon Aeschi, auf einer «sauschönen» Strecke.

«Haltet die Zelte!», hiess es unter den Helfern im Start-/Zielraum am Mountainbike-Duathlon in Aeschi. Zelte und Begrenzungsbänder drohten immer wieder davonzufliegen oder mindestens umzufallen. Und mit Wettkampfbeginn setzte auch der Regen ein, ziemlich genau mit den letzten eintreffenden Athleten zeigte sich dann die Sonne wieder.

Die insgesamt 205 Athleten starteten aber nicht minder motiviert am 8. Mountainbike-Duathlon Aeschi, am grössten der Schweiz. Um 12.40 Uhr nahmen sie die Kurzstrecke (2,5 km Lauf – 10,5 km Rad – 2,5 km Lauf) in Angriff, um 13 Uhr die lange (5 km Lauf – 21 km Rad – 5 km Lauf). Für Teams (Frauen, Männer und Mixed) wurde ein Staffel-Duathlon organisiert. Daran nahm zum Beispiel das Ehepaar Sylvia und Urs Eymann aus Interlaken teil. Sie belegten unter «Coach» und Sohn Thomas den 10. Rang. Urs Eymann: «Dieser Duathlon ist eine geniale Sache, auch als Familienereignis.» «Vielleicht haben wir bis in zwei Jahren zum 10- Jahre Jubiläum auch etwas für Kinder», schaute Samuel Grossen, OK-Präsident des Duathlons, in die Zukunft.
Ist das Schweiss oder Regen?, fragt man sich im Zielraum, als die ersten Athleten der Kurzstrecke bereits nach einer Dreiviertelstunde ankamen. Sie hatten sich verausgabt, der nasse, schwere Boden machte sich auch auf der Kurzstrecke bemerkbar. Aber: «Es ist eine sauschöne Strecke!», machte der Kurzstreckenschnellste Nicolas Collas aus Aesch (BL) den Organisatoren vom Turnverein Aeschi ein Kompliment. Abwechslungsreich, wegen des nassen Wetters technisch anspruchsvoll, die Bikestrecke brachte für Collas einen Sturz und mehrere Rutschpartien mit sich.
Den Sportlern auf der langen Strecke sollte es nicht besser gehen. Vorjahressiegerin und heuer Zweitplatzierte Susanne Wyss (Eriz) drosselte ihre Kraft bis zum Schluss, weil sie nicht einschätzen konnte, wie sehr ihr der nasse Untergrund Kraft raubt. Dafür sagte sie im Ziel: «I hät no lang möge.» Doch auch wenn ihre Kräfte noch lange gereicht hätten, die Siegerin musste Susanne Wyss davon ziehen lassen. «Ein Sieg wäre nicht drin gelegen.» Schmunzelnd und mit dem zweiten Rang zufrieden fügte sie an: «Es wäre ja langweilig, wenn immer die Gleiche siegen würde.» Ambitionen hätte sie gehabt, Samuel Grossen gab sie im Voraus als Favoritin an. Zufrieden ist Susanne Wyss auch als Zweite, Aeschi sei für sie das schönste Rennen und schliesse die Saison.

Kalte Hände
Beinahe eine Viertelstunde vor Susanne Wyss traf Renata Bucher im Ziel ein, mit 1:45:27 schnellste Frau über die lange Strecke. In Aeschi wagte sie sich heuer erstmals an die lange Distanz, vorher startete sie mehrmals auf der Kurzstrecke. «Man denkt, es sei ein kleines Rennen», sagt die Luzernerin über den Wettkampf im Aeschi, «dann trifft man hier aber auf richtige Cracks.» Obwohl Renata Bucher die Kälte zu schaffen machte, war der Sieg nicht in Gefahr. So lange habe sie wohl noch nie gebraucht, um Schuhe zu wechseln. «Nach der Velostrecke fühlte ich meine Hände nicht mehr, und mit Wasser und Dreck wurde der Knopf der Bändel noch fester», sagte Bucher über die Stelle, wo sie am meisten Zeit verlor.

Dellspergers Rekord
Schneller Schuhe gewechselt als in Aeschi hat auch Urs Dellsperger (Galmiz) schon. Normalerweise schlüpft er schon auf dem Rad aus den Schuhen und tritt dann in den Socken auf die Schuhe, welche am Pedal befestigt sind. «Aber in den Socken auf diese dreckigen Schuhe treten, darauf hatte ich keine Lust.» Trotzdem fuhr er als Dritter in die Wechselzone und verliess sie als Zweiter zu Fuss wieder. Streckenrekordhalter Dellsperger setzte sich noch einmal vor Lukas Gehring (Gossau). Der überholte ihn dann aber wieder und Dellsperger blieb Platz drei. «Ich bin absolut zufrieden. Mein Streckenrekord steht immer noch», sagte Urs Dellsperger.

Letztes Jahr Platten
Schnellster war in 1:29:10 Marco Burri (Riggisberg). Er zählte im Voraus nicht zu den Favoriten, doch Burri konkretisiert: «Letztes Jahr musste ich auf der Velostrecke wegen eines platten Reifens aufgeben, aus der Führungsposition. Davon sprach man nur nicht, deshalb habe ich mir hier schon einiges ausgerechnet.» Die Rechnung ging auf. «Die kurzen Aufstiege liegen mir, ich bin nicht gestürzt, und wenn man erst einmal vorne ist, ist man eh beflügelt», sagte der Sieger.

Bericht: Sandra von Ballmoos (Berner Zeitung)